Wir sind zwei Priesterkinder.
Hinter diesem schlichten
Satz und der damit verbundenen Tatsache versteckt sich ein großes Ausmaß an
Lüge, Versteckspiel, Wut, Schmerz und Einsamkeit.
Und auch wenn von kirchlicher Seite über die wahre Zahl
von Priesterkindern geschwiegen wird: Wir glauben, es gibt eine ganze Menge
davon!
Nur leider scheint die
Tochter oder der Sohn eines Priesters auch in der heutigen Zeit noch immer mit
einem Geburtsmakel behaftet zu sein. Man spricht höchstens hinter vorgehaltener
Hand über das, was nicht sein kann, weil es nicht sein darf. Und das Schlimme: Auch die
Priesterkinder selbst schweigen. Aus Scham, aus Angst, der
Familie, dem Vater zu schaden, oder schlicht deswegen, weil sie es von
frühester Kindheit an nicht anders kennen.
Für diese Kinder ist unsere Seite hauptsächlich gedacht.
Denn Priester, die in irgendeiner Weise mit dem Zölibat hadern, oder auch
Priesterfrauen, sind bereits in Verbänden und Interessengemeinschaften
organisiert. Nicht jedoch wir, und das
soll sich ändern!
Es gibt so viele Probleme, die sich einem Priesterkind
auftun, die ein Außenstehender – so es sich überhaupt einem anvertraut – kaum
nachvollziehen kann oder gar belächelt. Zum Beispiel die Angst davor, in einem
Schulaufsatz erklären zu müssen, was der Papa beruflich macht, und schon im
Dilemma zu stecken zwischen „Du darfst nicht lügen!“ und „Du darfst nicht die
Wahrheit sagen!“Später kommen andere Sorgen
hinzu: Bekomme ich möglicherweise Probleme im Beruf, wenn meine Herkunft
bekannt wird? Wie geht mein Partner damit
um – oder bin ich überhaupt beziehungsfähig?
Nicht zuletzt liegt die
Vermutung nahe, dass Priesterkinder sicherlich häufig unter psychosomatischen
Erkrankungen leiden aufgrund des Druckes und der Anspannung, denen sie von
Kindheit an (bewusst oder unbewusst) ausgesetzt waren.
Bei der Lektüre dieser Zeilen mag der Eindruck entstehen, dass es etwas Furchtbares ist, Priesterkind zu sein. Nicht umsonst werden wir ja mancherorts als „Sacrilegi“ (Tempelschänder) bezeichnet. Doch mitnichten ist es das. Und bitte, liebe „Mitbetroffenen“, lasst euch nicht unterkriegen! Das Leben ist ein Geschenk, und obwohl wir einiges mitmachen mussten und müssen, sollten wir nicht vergessen, dass wir unser Schicksal selbst in der Hand haben. Scheut euch nicht davor, anderen zu sagen, wer ihr seid, wenn ihr das Bedürfnis danach habt. Geht ganz normal um mit eurer Herkunft, verbergt eure Familiengeschichte nicht. Ihr könnt am allerwenigsten für eure Situation!
Und wenn ihr heute noch nicht den Mut aufbringt, offen darüber zu sprechen: Diese Seite ist ein Angebot unsererseits. Das Internet gewährt Anonymität, ihr könnt euch mit uns austauschen, Fragen stellen etc., ohne gleich Angst haben zu müssen, erkannt zu werden.
Im Grunde ist Austausch unter Gleichgesinnten auch einziges Ziel unserer Initiative.
Deswegen haben wir auch als Motto gewählt: „Wir können es nicht ändern. Aber: Wir dürfen darüber reden!“
Wir hoffen sehr, dass unsere Seite dem ein oder anderen Priesterkind helfen kann. Ihr seid nicht allein mit eurem Problem, es gibt viele von uns. Schweigen macht die Sache nur schlimmer und nützt im Endeffekt niemandem.
In diesem Sinne grüßen wir euch herzlich und sagen stolz:
Priesterkind – na und?
Claudia und Veronika.
Zum Logo möchten wir nicht viel sagen -
hier nur einige Impulse:
Hände, die sich berühren - geben Halt
Hände,
die sich berühren - wollen Gemeinschaft
Hände, die sich berühren -
können beten
Hände, die sich berühren - zeigen, du bist nicht allein
Hände,
die sich berühren - verbinden einander