Medienanfragen

Wir verstehen unseren Internetauftritt als Angebot für Betroffene, sich (anonym) an uns zu wenden und über ihre Geschichte, ihre Sorgen und Ängste zu erzählen.

Viele Priesterkinder schaffen es auf diese Weise das erste Mal überhaupt, die Hemmschwelle zu brechen, das erste Mal zu sagen: Auch mein Vater ist oder war katholischer Pfarrer, auch ich bin Priesterkind.

Für viele ist das dann im wahrsten Sinne des Wortes ein Dammbruch und ihre Berichte quellen förmlich über vor Emotionen, Erinnerungen, Erlebnissen, Erfahrungen...

Dennoch geschieht das alles im Schutze des anonymen Internets. Öffentliche Bekenntnisse von Priesterkindern sind nach wie vor rar gesät. Das hat vielfältige Gründe. Bei den meisten Betroffenen sind das sicherlich die vielfältigen Ängste. Oft gar nicht fassbar, oft aber auch ganz real, die Angst, dass die Eltern durch das „Outing“ Schwierigkeiten bekommen, dass der Vater, falls er weiter Priester geblieben ist, dadurch möglicherweise seinen Beruf verlieren könnte, dass man selbst plötzlich nicht mehr zur Gemeinschaft gehört, weil ein Priesterkind, das es eigentlich nicht geben dürfte, halt nicht zur schönen Pfarrgemeindenidylle passt usw.

Ein paar Betroffene, zu denen auch wir uns zählen, gehen mit ihrer Geschichte anders um. Gemäß unserem Motto: „Wir können es nicht ändern. Aber wir dürfen darüber reden!“ haben wir das Schweigen gebrochen.

Trotzdem haben wir nach einigen Jahren beschlossen, die Medienauftritte in TV/Radio/Print sehr zurückzufahren.

Zwei Argumente gaben hauptsächlich den Ausschlag dafür:

Medien leben von der Quote. Und die Quote diktiert eine klare Ausrichtung der Thematik. Leider ist das Thema „Priesterkinder“ äußerst vielschichtig, eine Schwarzweiß-Malerei wird ihm niemals gerecht. Unserer Erfahrung nach schafften es nur die wenigsten Journalisten, eine Berichterstattung zu liefern, die ohne Phrasen wie „die böse Kirche ist an allem schuld“ oder „das arme Priesterkind am Rande der Gesellschaft“ auskam. Sicherlich, wir weisen selbst auf derartige Probleme hin, aber wir wissen sehr wohl, dass es viele Menschen gibt, die aufgrund ihrer Herkunft mit weitaus massiveren Schwierigkeiten und Lebensumständen zu kämpfen haben.

Das zweite Argument ist die fehlende Resonanz von Betroffenen. Wir wollten durch Medienauftritte weitere Priesterkinder erreichen, sie aufrütteln und dazu anregen, ebenso offen wie wir mit ihrer Herkunft umzugehen, denn nur dadurch könnte man diesen ewigen Teufelskreis aus Schweigen und Angst durchbrechen.

Leider hat es sich herausgestellt, dass sich diese Art der Öffentlichkeitsarbeit nur bedingt dafür eignet. Nur eine Handvoll Priesterkinder hat sich aufgrund von Zeitungsartikeln, TV- oder Radiosendungen bei uns gemeldet. Die stetige Internetpräsenz ist hier weitaus mehr nachgefragt.

Wir erhalten dennoch immer wieder Medienanfragen, über die wir uns natürlich auch freuen. Es ist bemerkenswert, dass das Thema „Priesterkinder“ immer wieder einmal im Fokus des Interesses steht.

Allerdings werden wir auch in Zukunft die meisten Anfragen ablehnen bzw. weiterleiten. Das offensive Umgehen mit der Thematik, die Öffentlichkeitsarbeit und der Kontakt zu anderen Betroffenen hat uns viel gelehrt, Negatives wie auch viel Positives, aber vor allem auch die Erkenntnis, dass wir zwar Priesterkinder sind und unsere Herkunft fraglos zu unserem Leben gehört.

Das Priesterkind-Sein soll aber nicht unser Leben bestimmen, in unserem Alltag soll sich nicht alles nur darum drehen, denn wir möchten auch noch ganz normale Freundin, Gesprächspartnerin, Arbeitskollegin, x-beliebige Passantin oder Kundin sein. Denn nicht umsonst heißt es bei uns „Wir können es nicht ändern. Aber wir DÜRFEN [und nicht: MÜSSEN] darüber reden.“

Claudia und Veronika.